J.K. Rowlings erstes Buch für ein erwachsenes Publikum ist die vielleicht die größtmögliche Abkehr von Jugendbüchern. Vielleicht gerade dadurch scheinen viele das Werk der Autorin abzulehen, was sehr bedauerlich ist. Denn meiner Meinung nach handelt es sich um einen packende Story um die Bewohner einer beschaulichen Kleinstand in England, ein Spiegel unserer Gesellschaft. Ich war gefesselt.
Die Autorin bringt uns in die idyllische Kleinstadt Pagford, und direkt innerhalb der ersten Seiten passiert der plötzliche Todesfall, der in der Übersetzung den Titel des Romans darstellt. Barry Fairbrother stirbt unerwartet, und damit wird sein Platz im Gemeinderat frei. Die verschiedenen Fraktionen Pagfords eilen, um ihren Wunschkandidaten in Position zu bringen. Der Konflikt zwischen den Fraktionen ist über den ‘Schandfleck’ des Ortes, ein sozialer Brennpunkt namens Fields, mit Methadon Klinik, und sozial schwacher Bevölkerung. Der Verstorbene war Champion für die dort lebenden Menschen, aber die konservative Mollison-Familie will ihren Sohn in den Gemeinderat bugsieren, damit die Fields der Nachbargemeinde zugeordnet werden.
Ein plötzlicher Todesfall hat eine Vielzahl an Charakteren mit wechselnden Perspektiven, und fast durch die Bank weg handelt es sich um fürchterliche Menschen. Die sonnigen Schichten des Lebens in einer idyllischen Kleinstadt werden nach und nach freigelegt, und man findet alles, was schrecklich ist. Der Roman könnte mit einer Warnung daherkommen. Themen sind u.a. Drogensucht, Prostitution, Kindesmissbrauch, Vergewaltigung, Cyber-Mobbing, häusliche Gewalt, Selbstverletzung, und so weiter und so fort.
Es ist schwierig, einen Charakter zu finden, der durch und durch sympathisch ist. Vielleicht Sukhvinder, ein Sikh-Mädchen, die zumindest ein winziges Happy End erhält. Aber es war okay für mich, die makelbehafteten Charaktere nicht zu lieben. Ich war trotzdem gepackt von der Story. Schwarzer Humor vermischt sich mit Tragik.
Der Roman endet sehr düster, und etwas abrupt. Letzteres ist vielleicht meine einzige Beschwerde über dieses Buch. Abgesehen davon fand ich den Roman toll. Als Leser darf man nur nicht den Fehler machen, sich daran zu erinnern, dass J.K. Rowling die Autorin der Harry Potter-Romane ist. Es gibt absolut nichts zauberhaftes in Pagford.