Ich bin in erster Linie ein digitaler GM. Selbst bei Tischrunden habe ich irgendwie immer ein Gerät dabei, da ein Großteil meines Rollenspiel-Quellmaterials in PDF-Form vorliegt. Bei meiner Numenera-Runde ist es z.B. ein schlankes Netbook oder mein Android-Tablet.
Am Netbook selbst rufe ich mir dann z.B. coole Random-Tabellen auf. Hier möchte ich z.B. donjon, Darkliquid’s Numenera Playground und das Behind the Tables Subreddit nennen. Und halt mein Kampagnen-Management.
Ich bin ein klassischer Over-Prepper. Preppen bis der Arzt kommt, und meistens eh völlig umsonst, da die Spieler was anderes machen als vorgesehen, oder halt viel langsamer voran kommen, als man gedacht hat. Da ich eine Sauklaue habe, nicht zeichnen kann, und Krämpfe vom Schreiben bekomme, mache ich mein Kampagnen-Management schon seit langer Zeit digital.
Eine Reise durch verschiedene Tools
Als ich nach 10-jähriger Pause wieder mit dem Rollenspiel begann, habe ich all meine Notizen in Evernote geführt. Cooler Web-Clipper, Cloud-Storage, von all meinen Geräten zugreifbar. Klar, die Oberfläche ist nicht ganz so cool, und mit der Organisation war ich nie ganz zufrieden, aber eigentlich sehr nett. Dann hat Evernote das Preismodell umgestellt, und jetzt kann ich halt mit der kostenlosen Version nicht mehr am Rechner, Tablet und Handy arbeiten.
Die meisten Kampagnen-Management Tools bieten viel Funktionalität für Spieler an. Wer seinen Spielern ein Wiki anbieten möchte, kann z.B. mit Obsidian Portal oder City of Brass arbeiten. Ich möchte jedoch reines Kampagnen-Management. Eine Möglichkeit meine Kampagne zu strukturieren, das ultimative Nachschlagewerk für sowohl Numenera als auch alle anderen Kampagnen, die ich vorbereite.
Dank eines Blog-Artikels bei Gnome Stew bin ich damals bei Scrivener gelandet. Eigentlich ist Scrivener eine Software für Autoren, zum strukturierten Aufbau eines Romans, z.B. Aber letztendlich ist Abenteuer-Struktur oder Kampagnen-Story auch etwas, was man strukturiert erschaffen kann. Scrivener hat eine wirklich großzügige Testversion, und da mir gefiel, was ich dort sah, habe ich meine Kampagnenplanung damals auf Scrivener umgestellt.
Umstieg auf OneNote
Eigentlich alles schön, oder? Leider setzt Scrivener voraus, dass man die Software unter Windows installiert hat. Anfangs habe ich die Scrivener-Dateien immer auf einem USB-Stick dabei gehabt. Dann habe ich mal eine alte Version mitgenommen. Spätestens da habe ich mir dann gewünscht, dass Scrivener Cloud-speichern unterstützen würde. Klar, hätte vielleicht mit Dropbox und Handy irgendwas machen können, aber das ist mir ehrlich gesagt zu viel Mühe. Ich möchte ja nicht das Rad neu erfinden, ich möchte nur immer und überall Zugriff auf meine Daten haben.
Da kam mir ein Blogpost von Markus Sauerbrey, den ich bei Google+ erspähte sehr gelegen. Von OneNote hatte ich schon gehört, aber bei Microsoft-Produkten ist man ja irgendwie immer ein bisschen misstrauisch. Vor allen Dingen ging ich davon aus, dass es sich dabei einfach um eine MS-Version von Evernote handelt. OneNote ist aber deutlich besser zu strukturieren, ist kostenlos, und auf allen Plattformen verfügbar. Dann habe ich noch einen Blogpost bei The Digital DM gesehen, und es war um mich geschehen. Das musste ich testen!
Erste Tests waren sehr vielversprechend. OneNote kann alles, was ich mit Scrivener gemacht habe, und noch ein bisschen mehr. Ich kann direkt PDFs, Bilder, Videos einbetten. Beim Schreiben kann ich direkt über ein Snipping Tool Screenshots machen und direkt einbinden. Vor allen Dingen kann ich Dokumente untereinander mit HTML verlinken, inklusive Anker-Links.
Der Digital DM hat einige sehr coole Beispiele für den Einsatz von OneNote in seinem Blog. Unter anderem kann man dort ein Beispiel-Abenteuer herunterladen. Das habe ich mir in OneNote angeschaut und fand es sehr cool. Wie schon mal erwähnt leite ich aktuell noch einen Pathfinder-Abenteuerpfad in Roll20. Mein normaler Spielablauf ist, dass ich die PDF-Datei des Abenteuers auf einem Monitor habe, und auf meinem Hauptmonitor switche ich ständig zwischen d20pfsrd und Roll20 hin und her. Ein bisschen nervig. Analog zum Digital DM habe ich nun unser aktuelles Abenteuer in Scrivener erstellt bzw. bin noch dabei meine Notizen aus Scrivener zu übertragen. Es ist schon eine Menge Arbeit, aber es macht Spaß, und wenn es fertig ist, wird es ein super Tool für mich sein.
Ein Abenteuer in OneNote
Da ich innerhalb von OneNote Links anlegen kann, habe ich jeweils Seiten und Unterseiten für die verschiedenen Kartenbereiche des Abenteuers angelegt. Dazu noch Tabs für Monster, NPCs und magische Gegenstände als schnelle Referenz. So kann ich mir eine Datenbank an Gegnern anlegen, ohne dass ich groß rumblättern muss, oder Bilder für NPCs speichern, die ich dann wieder in Roll20 als Handout verwenden kann.
Für mich das Killerfeature schlechthin sind einklappende Absätze. Auf kleinem Raum kann ich so Notizen zu den einzelnen Räumen eines klassischen Dungeon-Abenteuers machen, ohne dass ich ein ellenlanges Dokument mit tausend Seiten habe.
Auf dem Screenshot kann man ganz schick sehen, dass man an der Seite mit Hilfe von Unterseiten viel Struktur hereinbringen kann. Leider nur maximal zwei Unterebenen, aber immerhin. Am oberen Bildschirmrand kann man die Kategorien als Reiter anlegen. Auch hier kann man mit Abschnitten noch mehr Organisation betreiben. Ich kann da nur die oben erwähnte Beispielsdatei empfehlen.
Freigabe für die ganze Gruppe
Wer eine einfache Möglichkeit sucht, ein Wiki für seine Gruppe anzulegen, sollte vielleicht OneNote ausprobieren. Notizbücher können nämlich freigegeben werden, und somit also geteilt werden. Einfach auf Freigabe klicken, E-Mail Adressen eingeben, auswählen ob man Lese- oder auch Schreibrechte vergeben möchte und abschicken. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass man einen Web-Link erhält, und das ganze dann im Browser anschauen kann.
Die Riesenstärke sind natürlich die ganzen Plattformen, unter denen dieses Teil läuft. Unter Windows (inkl. Telefon) als Desktop-Software oder App. Mir gefällt der Desktop-Client da am Besten. Unter Android auf Handy und Tablet. Auf allen Geräten von Apple, selbst auf einer Apple Watch. Und wenn bisher nix dabei war, dann halt die Webversion.
Dazu kommen noch so schicke Tools wie der OneNote Web-Clipper für Chrome. Damit kann ich ganz bequem als Browser-Erweiterung Notizen auf die Schnelle erstellen, mit einem Klick und der Auswahl des passenden Notizbuchs.
Ich bin jedenfalls gerade so ein kleines bisschen Fangirl und habe die Hoffnung, dass ich jetzt das perfekte Werkzeug für mich entdeckt habe. Bin jetzt aber schon gespannt, was Sal von w6vsw12 davon hält, denn er ist passionierter Nutzer von Google Drive für Organisatorisches, wie ich gerade in den Vorbereitungen für seine Jäger: Die Vergeltung Kampagne festgestellt habe. 🙂
05
Hm, es ist natürlich schwer eine Einschätzung zu geben, wenn man es selbst noch nicht unter realistischen Bedingungen probiert hat. Ich habe auch mal bei Sprawldogs vorbeigeschaut und den erwähnten Blogpost geschrieben. Grundsätzlich scheint mir das einen sehr guten Eindruck zu machen.
Allerdings bereite mich meine Kampagnen und Abenteuer im Gegensatz zu Dir ja nur sehr rudimentär vor und mache viel, was zur Ausgestaltung gehört erst während des Spiels. Google Drive nutzen wir ja aktuell bei “Jäger: die Vergeltung” hauptsächlich, um Settingmaterial, Listen für die Charaktererschaffung usw. auszutauschen. Während des Spiels werden nach aktuellem Stand ja hauptsächlich das Protokoll und die Tabelle mit den XP-Kosten für Steigerungen interessant sein. Das finde ich mit Google Drive recht vorteilhaft, könnte man aber, wenn ich das richtig verstanden habe auch mit OneNote machen – wobei halt jeder einen Browser und fast jeder einen Google-Account hat, während OneNote nicht unbedingt jeder hat. (Bin mir gerade unsicher, ob das in meinem Office-Paket für Mac dabei ist.)
Als Spielleiter nutze ich für die Hunter-Runde momentan das Mindmap-Tool XMind, um NSCs, spezielle Orte und Gruppierungen festzuhalten und nach den Runden auf den neusten Stand zu bringen. Zusammen mit dem Protokoll, das ja auch Spuren und Handlungsstränge festhalten soll, sind das im Kern die Notizen, die ich zum Leiten brauche. Daher weiß ich nicht, ob es sich für mich lohnen würde, umzusteigen.
Eventuell wäre das allerdings etwas, das ich für Kaufabenteuer sinnvoll nutzen könnte, wobei ich mir da auch in der Regel nur wenig Notizen machen. Allerdings habe ich zwei Cthulhu-Abenteuer mal sehr ausführlich vorbereitet, weil sie sich aufgrund ständig eingeschobener Hintergrundinfos und Beschreibungen zu Verfolgungsjagden und anderen optionalen Bestandtteilen zum Nachschlagen unpraktisch waren. Ich glaube, die wären in OneNote sicherlich besser aufgehoben gewesen, als bei XMind, wo ich die Szenen und dazugehören Fluff-Sachen, Würfe usw. als Mindmap angelegt habe. (Was im Prinzip ziemlich gut funktioniert, in der Praxis aber etwas unübersichtlich wurde.)
Was vielleicht bei mir zumindest bei Tischrunden gegen OneNote sprechen könnte ist ein sehr banaler Grund: Ich habe am Tisch ungerne einen Laptop vor mir auf dem Tisch. Ich mag eigentlich lieber das Flair von Papieren, Würfeln, Spielleiterschirmen(!) und so weiter.^^