Durchgespielt: The Witcher 3 – Wild Hunt

By | 11. Juli 2017

Nach ewig langer Zeit habe ich endlich mal wieder ein Spiel komplett durch. Naja, zumindest das Hauptspiel, es gibt ja noch zwei umfangreiche Erweiterungen. Es handelt sich um The Witcher 3, für mich das beste Open-World Spiel, das mir je in die Finger gekommen ist.

Warum ich trotzdem über ein Jahr gebraucht habe, das Spiel zu beenden, kann ich mir so richtig nicht erklären. Ich habe es letztes Jahr sehr intensiv gespielt, dann eine Sehnenscheidenentzündung gehabt, und dann einfach liegen lassen. Aber jetzt bin ich durch, nach 96 größtenteils aufregenden Stunden.

Irgendwie hatte ich immer im Kopf, dass Dragon Age die Reihe ist, die auch Spielerinnen toll finden, und The Witcher ist das hyper-maskuline Gegenstück. Kann man natürlich so spielen, aber letztendlich hat man als Steuerung von Geralt selbst die Möglichkeit, ob er jetzt der Super-Macho ist, oder halt nicht. In meinem Spiel war Geralt ein etwas wortkarger, sarkastischer Mann, der seiner Magierin Yennefer treu ergeben war, und Ciris väterlicher Mentor war. The Witcher 3 ist letztendlich auch Ciris Story. Geralts Ziehtochter wird von der Wilden Jagd verfolgt, denn die Tochter von Imperator Emhyr von Nilfgaard hat einzigartige magische Fähigkeiten geerbt. In Rückblenden erfahren wir alles über Ciris Verschwinden, und dürfen sie auch steuern. Nachdem man Ciri dann gefunden hat, muss man nur noch der Wilden Jagd eine Falle stellen und in einer grandiosen Schlacht aufhalten.

Ciri, Witcher 3

Ich bin ein Ciri-Fangirl!

Open-World done right

Ich kann ja eigentlich mit Open World nichts anfangen. Wenn ein Spiel keine packenden Story hat, ich dafür aber eine riesige Welt bereisen kann, so ist das für mich völlig uninteressant. Dragon Age: Inquisition z.B. finde ich schwach. Klar, die Story an sich ist ganz gut, aber man quält sich dafür durch so viel Open-World Mist. Da Mass Effect: Andromeda genau in die gleiche Kerbe schlägt, wird das mein erstes Mass Effect vom Grabbeltisch. Auch Skyrim und Fallout IV kommen bei mir nicht in die Konsole.

Warum springe ich also auf das Open World vom Witcher 3 so an? Ich weiß es nicht. Es mag daran liegen, dass sich hier keine blöden Minispiele à la Astrarium-Rätsel oder Splitter verbergen. Auf jeder Karte beim Witcher finden sich Fragezeichen, und dahinter kann sich alles mögliche verbergen. Bewachte Schätze, Banditenlager, Monsternester, Orte der Macht, etc. Das Erforschen der riesigen Karten und der Fragezeichen hat mir sehr viel Spaß gemacht. Was immer dort auch war, es hat sich irgendwie immer gut angefühlt, zu Erforschen. Zudem schaltet man damit Orte für das Schnellreisesystem frei, wenn man keine Lust hat, Kilometer mit Plötze, Geralts Pferd, durch die Pampa zu reiten.

So sieht das in der Spielpraxis aus, hier in Velen, eine riesige Karte.

Ich nehme aber mal ganz stark an, dass für mich der größte Unterschied ganz einfach darin liegt, dass einem hier Story, Story, Story geliefert wird. Es spielt keine Rolle, ob es jetzt die Haupt-Story ist, oder nur eine Seitenquest. Meinen Applaus für die Quest-Designer, denn auch die Nebenmissionen wissen, zu bewegen. Ob es jetzt die tragische Liebesgeschichte eines homosexuellen Adligen ist, oder ein mysteriöser Turm, aus dem man einen Geist befreien kann: man muss hier Entscheidungen treffen, die sogar das Ende des Spiels beeinflussen können.

Mir ist damals nicht eine Nebenquest von DA:I im Gedächtnis geblieben. Das sieht beim Witcher ganz anders aus. Mein Arbeitskollege spielt gerade, und so vergleichen wir häufig unsere Entscheidungen. Im allgemeinen sind die Quests, die man in Velen erhält vielleicht einen Tick besser als in Skellige. Gerade die frühen Quests in Velen sind wirklich herausragend. Die gesamte Geschichte des Blutigen Barons ist für mich ziemlich einzigartig, und man durchfühlt das volle Spektrum der Emotionen: Horror, Zweifel, Wut über häusliche Gewalt, Mitleid, etc.

Optisch ist das ganze ein absoluter Augenschmaus, zumindest die Landschaften. Was ich toll finde, ist das Menschen hier wirklich die volle Palette zeigen. Es gibt dicke, dürre, schöne, häßliche, junge, alte Menschen. Es wird gerülpst und rumgerotzt, und Novigrad fühlt sich wirklich wie eine mittelalterliche Metropole an, mit Slums, Vierteln der Reichen, Banditen und den in Spielen omnipräsenten Huren.

Skellige, Witcher 3

Eine Landschaftsaufnahme auf Ard Skellig, eine der vielen Skellige Inseln.

Es ist nicht alles Gold was glänzt

Natürlich ist TW3 kein perfektes Spiel. Manche Aspekte waren etwas irritierend. Als größten Schwachpunkt möchte ich mal das Inventar-System nennen. Es war extrem nervig, mich dadurch zu klicken. Vor allen Dingen sind die Taschen eigentlich ständig voll, Händler haben aber meist nur wenig Geld, so dass man nie alles was man so findet auch wieder los wird. Ich war sicherlich nicht die einzige Gefrustete, denn bei Reddit gibt es einen beliebten Inventar-Guide. Ich kann jedem nur raten, so schnell wie möglich bei jedem Pferderennen mitzumachen, denn als Gewinn erhält man bessere Satteltaschen, die das Inventar vergrößern. Auch sollte man überlegen, ob man wirklich viel Crafting machen möchte, denn falls nicht, kann man sich das Blümchen pflücken schnell sparen. Ich habe eigentlich hauptsächlich Öle verwendet, um Monster zu beseitigen, und erst in den beiden letzten Bosskämpfen auch mal Tränke eingesetzt.

Ich habe ja oben die Story gelobt. Erstaunlicherweise waren die Monster-Jagden, die man ja als Witcher annehmen kann, mit der langweiligste Teil des Spiels, da sie fast immer nach Schema X ablaufen. An bestimmten Ort gehen, quasi den Detektiv-Modus von Geralt einsetzen, um Fußspuren oder Duftmarken zu folgen. Am Ziel angekommen tötet man dann ein Monster. Nur die wenigsten Monster-Quests lösen sich von diesem Schema, was sehr schade ist.

Mein letzter Meckerpunkt: Ladezeiten. Ich weiß nicht, ob’s nur auf der PS4 so ist, aber man sitzt ganz schön häufig da und wartet und wartet und wartet, wenn man z.B. Schnellreisepunkte verwendet. Ganz schlimm ist das initiale Laden, das dauert wirklich Ewigkeiten.

Fazit

Wer Fantasy-Rollenspiele liebt, dem kann ich The Witcher 3 nur ans Herz legen. Egal für welche Plattform erhält man das Spiel ja derzeit häufig als Angebot in der Game of the Year Edition. In der Version sind die beiden Erweiterungen dabei, die ja das ganze nochmal um mindestens 45 Stunden Spielzeit erweitern sollen. Ich habe bis auf einen Witcher-Contract und drei Schatzjagden alle Quests, die ich finden konnte ausgeschöpft. Damit bin ich auf 96 Stunden Spielzeit gekommen, um die Hauptstory abzuschließen. Soviel Zeit habe ich bisher noch nie in ein Spiel gesteckt, das soll was heißen. Die erste Erweiterung habe ich jetzt installiert, und werde direkt weitermachen. Fantastische Story, Wahnsinnsgrafik, und viel Platz fürs Erforschen. Für mich ist hier alles richtig gemacht.

 

One thought on “Durchgespielt: The Witcher 3 – Wild Hunt

  1. Thorsten

    Schönes Fazit, danke schön.

    Ich hab Witcher selbst nicht gespielt, aber manchmal bei einem Freund zugeschaut. Es gab da eine Quest, in der die Hauptfigur einem Banditen (glaube ich) ihren Körper zur Verfügung stellte, das war ziemlich cool und lustig.

    Grafik und Sound fand ich super, wir hatten an einem sehr großen Monitor und mit Surround-Sound gespielt. Ich erinnere mich noch an eine Szene in der Nacht auf einer Lichtung, die war super atmosphärisch, Gänsehautpotenzial. Wünsche dir viel Spaß mit der Erweiterung!

    Was Computerspiele angeht, bin ich da seit Jahren leider nicht mehr aktiv. Und wo es gerade um Open-World-Spiele geht, könnte ich mir genau das ins Extrem getrieben gut vorstellen. Quasi eine Sandbox, in der es gerade keine offen vorgegebene Geschichte gibt, sondern eher Orte mit Potenzialen. Düstere Friedhöfe und Ruinen erforschen fänd ich super, ob nun im Fantasy-, Science-Fiction- oder Horror-Genre.

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