Nach einer knapp 2-monatigen Pause wegen des langen USA-Aufenthaltes meiner besseren Hälfte ging es am vergangenen Wochenende endlich mit unserer Numenera-Kampagne weiter, mit dem Abschluss des Abenteuers Saatschiff. Die Vortexlinge waren weiterhin auf der Suche nach Ashlin, dem verschollenen Kult-Mitglied, die in einem Dorf von Kannibalen aufgegriffen worden war. Zu diesem Zweck waren sie in einen künstlichen Berg eingedrungen, der sich als große Gefahr herausstellte, z.B. durch einen tückischen Angriff eines Mesomemes.
Gefährlicher Wächter
Mit dem Synth-Schlüssel des verstorbenen Anführer der Kannibalen ausgestattet, zog sich die Gruppe erstmal zu einer längeren Rast in den trockenen Steuerraum des Schiffs zurück. Lemy, der forschungswütige Jack, der sein Gehirn nach und nach immer mehr erweitert, hatte herausfinden können, dass dies einstmals eine Steuereinheit eines Art Luftschiffs gewesen sein musste. Dieses Schiff stürzte in Seshar ab, und Flüssigkeit aus dem Schiff drang ins Grundwasser ein. Da das Wasser auch bei Sam und Ophelia zu kannibalischen Gelüsten geführt hatte, lag der Schluss nahe.
Die beiden Kannibalen der Gruppe entschieden sich, erneut die Leiche von Achtfinger-Jorgen aufzusuchen, um weiteres Fleisch heranzuschaffen. Da die beiden nicht ausreichend Licht zur Verfügung hatten, stapften sie blind durch den dschungel-artigen Raum des Schiffs. Sam fiel dabei mit dem Gesicht nach vorn lang hin und nahm noch mehr von der Flüssigkeit zu sich, uh oh.
Nachdem sie aus Achtfinger-Jorgen Keine-Hand-Jorgen gemacht hatten, brach die Gruppe nun ausgeruht auf, um Ashlin zu finden. Sam hatte weiter den Dorfbewohner Eurberius unter Kontrolle, sie zu verteidigen, und so schickte sie ihn stets voran in die Seitenräume des Schiffs, die noch zu erforschen waren. Im ersten Raum befanden sich nur Wrackteile, da dieser Raum eingestürzt war. In den Ruinen konnte Lemy weitere wissenschaftliche Notizen finden. Jemand hatte einen Querschnitt des Schiffs und eine weitere Karte gezeichnet, voller Verwunderung über die Herkunft dieses Schiffs. Da aber auch ein Skelett gefunden wurde, lag der Schluss nahe, dass diese Person hier verstorben ist. Sam konnte bei der Suche verschiedenen Cypher finden, und darüberhinaus einen Molekülschweißer, ein Artefakt, mit dem man Dinge miteinander verbinden kann.
Die Durchsuchung des nächsten Raums gestaltete sich schwieriger, denn Eurberius ging wieder vor und lief direkt in eine scharfe Klinge eines sehr aggressiven Wächter-Automatons. Die Gruppe bemühte sich direkt, diesen fassförmigen Wächter auszuschalten. Doch mit seinen vier Armen mit jeweils zwei Schwertern und zwei Schilden konnte der Wächter fast jedem Angriff ausweichen. Lemy merkte jedoch durch einen zielgerichteten Schuss auf den kleinen Kopf des Wächters, dass das Wesen dort verwundbar ist. Durch Angriffe auf den Kopf ließ der Wächter seine Schilde fallen, was es direkt einfacher machte, ihn auszuschalten. Tidus sprang auf den Arm des Wächters, rannte nach oben, und rammte seine Frostklinge tief in den mechanischen Kopf des Wächters, um ihn zu vernichten.
Die pragmatische, kannibalistische Sam nahm kurzerhand Eurberius Hände als Snack mit.
Merkwürdige Eier
Nach einer weiteren kurzen Verschnaufpause und einer kurzen Diskussion, ob der Wächter nicht in einen Körper für das telepathische Steingehirn Boregal umgewandelt werden kann, ging es weiter, um die letzte Tür am Ende des Gangs zu öffnen. Boregal kicherte schon die ganze Zeit, denn er konnte telepathisch feststellen, dass Ashlin noch lebte, und mit einem Jüngling namens Ar’tos tatsächlich knutschte. Nach Öffnung des Raums betrat die Gruppe eine Kammer, in der 8 blaue Eier aus einer Substanz wie Milchglas die beiden Liebenden umringte. Schläuche und Drähte waren mit den Eiern verbunden, überall tropfte die orangefarbene Flüssigkeit.
Ashlin fiel direkt ihrer großen Liebe Tidus um den Hals, der aber eigentlich gut fand, dass Ashlin mit Ar’tos geknutscht hatte. Ashlin erzählte, dass sie Ar’tos in Erntehafen für den Kult gewonnen hatte, und dass die beiden in Tirrum von den Kannibalen festgenommen worden waren, und in diesen Raum verschleppt worden waren. Die beiden sahen entsprechend mitgenommen aus. Die Gruppe studierte die Eier etwas genauer. Die Pyramide aus Sams Fisch, deren Spur die Gruppe nun schon seit einiger Zeit folgt, begann einen Warnlaut von sich zu geben, der immer lauter und schneller wurde, je näher man zu den Eiern gelang.
Boregal warnte, dass er bizarre Gedanken wahrnahm, und nur die Begriffe ‘Übernehmen’ und ‘Kopieren’ verstehen konnte. Da war es schon zu spät, und Ophelia hatte eins der Eier berührt. Sie hatte direkt das Gefühl, dass etwas in sie überging und warnte die anderen. Die Pyramide schlug jetzt noch lauter an, je näher man zu Ophelia kam. Nach kurzer Diskussion wurden die Eier flugs von Ophelia mit ihrem Schwert zerstört und die kleinen Quasi-Embryos aus den Eiern wurden von Sam zertreten.
Das defekte Becken
Ein Gang führte tiefer in das Herz des Schiffs. Es ging hinab, in eine große Kammer, in der ein großer Flüssigkeitstank stand, der viele Risse aufwies. Schläuche liefen zum Tank und von dort hinauf in die Eier-Kammer. Der Tank war mit merkwürdigen Kreaturen gefüllt, die voller Panik umherschwammen, denn am Beckenrand saß eine große Kreatur mit einer zuckenden Masse an Tentakeln, die diese Kreaturen verspeiste. Sobald die Kreatur die Gruppe entdeckte, sprang es vom Tank hinab, und sprang auf die Gruppe zu.
Ar’tos war in der Zwischenzeit durch Sam suggeriert worden, dass er sie beschützen muss, und stellte sich mit seinem Dart-Werfer gegen diese Kreatur. Zum Dank riss ihn die Kreatur direkt um und er wäre fast direkt verblutet, wenn Ashlin nicht sofort erste Hilfe geleistet hätte. Das Wesen stellte sich direkt als sehr harter Gegner dar. Mit seinen Tentakeln konnte es alle Nahkämpfer gleichzeitig angreifen. Auch führte die Berührung der Tentakel zu einer Schmerzüberflutung des Nervensystems. Tidus und Sam mussten dies schnell am eigenen Leibe erfahren. Sam wurde von einem Tentakel ergriffen und fast zu Tode gequetscht, hätte Lemy sie nicht mit einer Axt befreit.
Als es fast schon hoffnungslos aussah, schaffte Sam es im dritten Anlauf, dem Wesen einen Cypher auf die Haut zu klatschen, der das Wesen sofort in Schlaf versetzte. Das Wesen kippte zur Seite, und begrub Ophelia unter sich. Tidus nutzte die Gelegenheit, das schlafende Wesen mit einem Doppelschlag zu zerspalten.
Die Gruppe untersuchte flugs das Becken und verwendete den Molekülschweißer, um die Risse im Tank zu schließen. Der verletzte Ar’tos untersuchte in der Zwischenzeit ein Loch in der Wand, welches in einem Erdtunnel führte. Scheinbar war die besiegte Kreatur durch diesen Riss in das Schiff eingedrungen. Tiefer ließ sich das Schiff nicht mehr erforschen, der untere Bereich außerhalb der Kammer war eingestürzt. Tidus erforschte den Erdtunnel, der zurück nach draußen führte, und ca. 1 Kilometer von Tirrum entfernt endete. Er informierte den Rest der Gruppe darüber.
Man entschied sich, das Schiff zu verlassen, und die Bewohner in Erntehafen vor dem verseuchten Grundwasser und den Kannibalen zu warnen. Außerdem wurde der Körper des Automatons durch die Gruppe abtransportiert. Er war zwar sehr schwer, aber Sam möchte daraus immer noch einen Körper für Boregal bauen.
Die Bewohner von Erntehafen wurden schnell informiert, und forderten die Vortexlinge auch schnell auf, den Ort zu verlassen. Sam konnte es nämlich nicht lassen, vor dem Dorfvorsteher an einem von Jorgens Fingern zu knabbern. Am Abend kehrte die Gruppe endlich nach langer Reise und knapp zweitägiger Abwesenheit an den Narthex zurück, wo es eine tränenreiche Rückkehr von Ashlin gab.
Lemy nahm sich Tidus zur Seite, um mit ihm eine ernste Sorge zu besprechen. Die Pyramide gab immer noch in Ophelias Nähe Warngeräusche aus. Hatte sie etwa durch die Berühung die Saat des Bösen in sich, und was kann man tun, um ihr zu helfen? Ist die Vernichtung nun unter ihnen? Lemy erinnerte an die Visionen, die der Fisch und die Pyramide ihnen gezeigt hatte, als die vergangene Hochzivilisation durch Invasion des Bösen vernichtet wurde…
GM-Eindrücke
Der eigentlich ungeplante Abstecher nach Seshar sollte hiermit abgeschlossen sein, und ich bin insgesamt sehr zufrieden. Ich konnte der Gruppe einen ersten Blick auf den ultimativen Gegner in dieser Kampagne geben. Sam hat auch einen Namen für diese Gefahr. Sie benutzte ein Cypher, um die Datensphäre zu den Eiern zu befragen. Es handelt sich um Cinnomar-Eier. So hat der Gegner auch bereits einen Namen. Ophelia schwebt tatsächlich in großer Gefahr.
Das Abenteuer war eine leicht modifizierte Version von Saatschiff aus dem Grundregelwerk von Numenera. Es ist ein klassischer Dungeon-Crawl mit Numenera-Weirdness, und meiner Meinung nach knüppelharten Gegnern. Gerade den Travonis Ul im Tankraum fand ich knallhart. Als der in den Schlaf versetzt wurde, war der gerade erst mal auf 19 Trefferpunkte runtergehauen worden. Und dass trotz vieler erfolgreicher Angriffe. Ich kann das Abenteuer wirklich nur für Gruppen ab Tier 2 empfehlen, für Einsteiger ist das nix. Ansonsten fand ich es eigentlich ziemlich spaßig.
Eine Mitspielerin tut sich mit dem Kampfablauf und den verschiedenen Begriffen wie Effort und Edge noch schwer. Deshalb werde ich fürs nächste Mal ein Cheat Sheet für den Kampfablauf bzw. Ablauf einer Probe erstellen. Möglicherweise teile ich das hier auch.
Tidus’ Spieler ist frisch verliebt, und seine Freundin, die noch nie Rollenspiel betrieben hat, war als Zuschauerin dabei. Im Kampf hat sie auch für Ar’tos gewürfelt. Sie hatte Spaß an der Sache, und wird ab nächster Partie die Gruppe erweitern. Ich überlege, dann auch die beiden neuen Typen Glint und Seeker als mögliche Klassen anzubieten. Gerade ein Glint könnte den etwas schwierigen Charakteren wie Sam und Lemy etwas weiterhelfen. Es wäre doch schön, wenn sie nicht aus jeder Stadt gejagt werden. 😉