Durchgelesen: The Broken Earth Trilogy

By | 1. Dezember 2017

Wer mir auf Twitter folgt, weiß, dass ich sehr genau mitteile, was ich aktuell lese, und zwar über meinen Goodreads-Account. Bei Goodreads kann man sich ein Ziel setzen, wie viele Bücher man pro Jahr lesen möchte. Ich habe mich für 2017 für die nerdige Zahl 42 entschieden, und mein aktueller Stand ist 40. Von diesen 40 Büchern war der Großteil unterhaltsamer Durchschnitt, selten mehr als das. Deswegen bin ich immer noch ganz geflasht, denn die Broken Earth Trilogie von N.K. Jemisin macht wirklich alles wett. Ohne Frage mein absolutes Highlight in diesem Jahr, und vielleicht sogar in diesem Jahrzehnt. So gut sind die!

N.K. Jemisin ist eine Afro-Amerikanerin, die SF&Fantasy schreibt. Das ist schon mal ein hervorstechendes Merkmal. Sie schreibt Romane mit Charakteren, die farbig sind. Oder LGBT. Moderne Romane mit überzeugenden weiblichen Protagonisten. Ähnlich modern habe ich das bisher nur bei Kameron Hurley erlebt. Bisher hatte ich von N.K. Jemisin nur die Inheritance-Trilogie gelesen, die es auch schon auf deutsch gibt. Diese kann ich auch nur empfehlen. Aber mit The Broken Earth hat die Autorin sich deutlich weiterentwickelt. Nicht ohne Grund haben die ersten beiden Romane jeweils für 2015 und 2016 den Hugo-Award gewonnen.

Eine zerbrochene Welt

Die Welt dieser Trilogie ist vielleicht die Erde in der fernen Zukunft, post-apokalyptisch. Ein Super-Kontinent existiert, die Stille genannt. Jedoch ist der Kontinent alles andere als still. Tektonische Veränderungen führen dazu, dass die Erde bebt, dass Vulkane ausbrechen, Tsunamis vernichtende Kraft entwickeln. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Fünften Jahreszeit, wenn Asche die Sonne teilweise für Jahre verbirgt, und die kleinen Gemeinden, Comms genannt, ums Überleben kämpfen. Kontrollieren können diese Kräfte nur eine Gruppe Menschen, die übermächtige Fähigkeiten haben: Orogenes. Sie können die Erde beruhigen, aber mit unkontrollierten Angriffen auch andere Menschen töten. Aus diesem Grund werden Orogenes häufig von normalen Menschen aus Hass oder Angst getötet, oder von einer Wächter-Organisation in die größte Stadt der Welt gebracht, um dort im Fulcrum zu zahmen Helfern ausgebildet zu werden, und quasi als Söldner eingesetzt die Erde zu beruhigen, wo es nötig ist.

Der Einstieg in den ersten Roman, The Fifth Season, könnte nicht ungewöhnlicher sein. Direkt am Anfang erfahren wir, dass die Protagonistin Essun die Welt zerstört, und dass eine Fünfte Jahreszeit die Welt für vielleicht immer in Dunkelheit versetzt. Und dass ganze noch aus der Perspektive der 2. Person, sehr ungewöhnlich. Aber bevor Essun die Welt zerstört, kommt sie von ihrer Arbeit als Lehrerin heim, und findet ihren jungen Sohn tot vor, ganz offensichtlich erschlagen. Als Täter kommt nur Essuns Ehemann in Frage, und von der gemeinsamen Tochter Nassun fehlt jede Spur. Essuns Mann hatte herausgefunden, dass seine beiden Kinder und auch Essun Orogene sind. Essun bricht auf, um ihre Tochter zu finden, aber dies ist nicht einfach, denn eine Fünfte Jahreszeit hat begonnen. Am Äquator hat es eine gigantische Katastrophe gegeben.

Im weiteren Verlauf des Romanes erfahren wir mehr über Fulcrum und Wächter. Die Fulcrum-Segmente haben mich spontan an Hogwarts erinnert. Wenn es in Hogwarts Folter und Versklavung von Kindern gegeben hätte! Insgesamt haben wir drei Erzählstränge, die irgendwann ineinander übergehen, und für mich ein echtes Aha-Erlebnis waren. The Fifth Season ist einfach nur stark, ein großartiger Roman.

Obelisken, wie in Numenera

Warum sind Obelisken so faszinierend? Im Setting von Numenera gibt es überall auf der Welt mysteriöse Obelisken. So auch in dieser Trilogie. Überhaupt sind viele Themen aus der Neunten Welt auch hier präsent. Ruinen vergangener Zivilisationen. Kleine Gemeinden, die ums Überleben kämpfen. ‘Deadciv’ Technologie.

Im zweiten Roman, The Obelisk Gate, lernen wir die Zusammenhänge kennen, und Essun lernt, wie sie aktiv Obelisken als Machtquelle anzapfen kann. Essun möchte am liebsten weiterziehen, um ihre Tochter zu finden, wird aber in eine Auseinandersetzung hineingezogen, als sie sich in Castrima, einer Comm die Orogenes nicht feindselig eingestellt ist, niederlässt. Nassun hingegen ist mit ihrem Vater in der Antarktis angekommen, wo ihr Vater hofft, dass sie vom Fluch der Orogenie geheilt werden kann. Wir verfolgen die Schicksale dieser beiden Charaktere. Immer noch packend, aber nicht ganz so fesselnd wie noch im ersten Roman.

Der ShowdownDer grandiose Abschluss kommt in The Stone Sky. Essun und Nassun finden unter großen Opfern zueinander, und Essun zerstört die Welt, um sie zu retten. Mehr möchte ich fast gar nicht sagen, um nicht zu spoilern. Wir lernen, woher die Obelisken kommen, und wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass die Welt so kaputt ist, wie sie ist. Das Finale ist einfach nur großartig, und gibt Gedankenanstöße noch und nöcher.

Science-Fantasy ist ein fantastisches Genre, und wurde noch nie besser verfasst als in dieser Trilogie. Ich werde ab jetzt erst mal blind alles weitere von N.K. Jemisin kaufen. Für mich gehört sie jetzt schon zu den größten Autoren im Bereich SF&F. Ich bin mit meiner Meinung nicht allein, denn auch die New York Times meint, dass die Trilogie ein Game-Changer ist. Es freut mich sehr, dass die Trilogie übersetzt wird, wobei man für den ersten Band Zerrissene Erde wohl bis August 2018 warten muss.

Wer so lange nicht warten möchte, kann die gesamte Trilogie natürlich im Original lesen. Ich möchte sie wirklich jedem SF&Fantasy Fan ans Herz legen. Für mich der ganz große Wurf.

  1. The Fifth Season
  2. The Obelisk Gate
  3. The Stone Sky

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